David Catalunya (rechts) erklärt die Funktionsweise und Machart der „Bethlehem-Orgel“ (Quelle: Terra Sancta Museum)
Vor zwei Wochen fand im Salvatorkloster in Jerusalem eine außergewöhnliche Premiere statt: Der spanische Musikwissenschaftler David Catalunya vom Complutense Institute of Musical Sciences (ICCMU) ließ die Pfeifen einer Orgel aus dem 11. Jahrhundert erklingen. Die 222 Bronzepfeifen wurden zusammen mit 13 Glocken und liturgischen Geräten Anfang des 20. Jahrhunderts in Bethlehem entdeckt. Kreuzfahrer hatten die in Frankreich gefertigte Orgel im 12. Jahrhundert nach Bethlehem in die Geburtskirche gebracht und dort verborgen, als sie das Heilige Land wieder verlassen mussten.
Künftig soll die Orgel im neuen „Terra Sancta Museum“ der Franziskaner in Jerusalems Altstadt ihren Platz finden.
Unter Catalunyas Leitung begann vor einigen Jahren ein aufwendiges Forschungsprojekt, bei dem einige der Pfeifen gereinigt, restauriert und spielbar gemacht wurden. Für die besondere Premiere wurde mit „Benedicamus Domino Flos filius“ aus dem 11. Jahrhundert ein cantus gewählt, der womöglich tatsächlich einst in Bethlehem während der Kreuzfahrerzeit gesungen wurde: https://www.youtube.com/watch?v=4mfuYt_AASE
Die Orgelpfeifen erinnern in ihrem Sound und in ihrer materiellen Gestalt an diesen Abschnitt der Geschichte einer Stadt, in der arabische, griechische und lateinische Klangkulturen aufeinandertrafen…