Goldenes Schlangenlabret (Lippenschmuck) aus Mexiko, 1325–1521 n. Chr.
Zu den highlights des im Mai 2025 neueröffneten Michael C. Rockefeller Wing des Metropolitan Museums in New York zählt dieses kleine goldene Schlangen-Labret (heute würde man wohl Lippenpiercing sagen) aus Mexiko, datiert auf 1325–1521 n. Chr.
Was macht dieses Objekt gerade aus Sicht der Sound Art History interessant?
Der Labret mit beweglicher Zunge wurde vermutlich von einem aztekischen Herrscher getragen. Bei jeder Bewegung und jedem gesprochenen Wort schwang der Lippenschmuck mit, sodass es schien, als kämen die Worte direkt von der züngelnden Schlange selbst.
Die Macht des Sprechenden wurde durch die in der aztekischen Kultur gleichzeitig Bedrohung und Schutz symbolisierende Schlange fühl- und vor allem hörbar. Das kleine Objekt machte die Autorität seines Trägers physisch, visuell und akustisch erfahrbar und liefert damit ein eindrucksvolles Beispiel für den Ansatz der Sound Art History, der die multisensorischen Aspekte mittelalterlicher und vormoderner Kunst in den Blick nimmt.